Denglisch für Fortgeschrittene – Die neuen Anglizismen, die unsere Sprache erobern
Egal ob beim Feierabendbier mit Freunden, im Business-Meeting mit Kollegen oder beim Plausch mit der Familie – kaum eine Unterhaltung, in der sie nicht vorkommen: Die modernen Anglizismen. Wörter und Phrasen aus dem Englischen, die in rasanter Geschwindigkeit Einzug in unseren deutschen Wortschatz halten.
Einst als sprachlicher Wahnsinn verpönt, sind die englischen Ausdrücke heute fester Bestandteil des „Denglischen“, wie manche die deutschstämmige Mischung aus beiden Sprachen nennen. Gerade die jüngere Generation spricht sie förmlich als Muttersprache. Doch woher kommen die neuen Anglizismen eigentlich? Und was bedeuten die schrillen Begriffe, die uns Tag für Tag umgeben?
Let’s take a closer look!
Die neuen Szenewörter von der eSports-Meute Ein Bereich, aus dem sich zahlreiche moderne Anglizismen in unser Vokabular eingeschlichen haben: Gaming und eSports. Millionen von Zockern und Gaming-Fans rund um den Globus haben eine eigene, internationale Sprache aus englischen Begriffen entwickelt.
Wenn der eine dem anderen beim Zocken also „geganked“, „getrollt“ oder sogar „gesmurfed“ wurde, heißt das nichts Gutes. Im Gegenteil: Er wurde überfallen, gehänselt oder sogar absichtlich von einem Spieler aus niedriger Rangliste ausgetrickst. Blöd „gebuggt“ zu werden hingegen, kann eine Runde direkt zum „Failen“ und „Strugglen“ bringen. Um diese Situationen zu verhindern, müssen Gamer also „skilien“, „reggen“ und „farmen“ wie die Weltmeister.
Von smarten Influencern und ihren Fangurls
Neben der Gaming-Blase ist auch das Erfolgsphänomen Social Media einer der größten Treiber neuer Anglizismen. Hippe Influencer, aufstrebende YouTuber und ihre „Fangurls“ und „Fangboys“ verleihen der deutschen Sprache einen frischen, jugendlichen Anstrich.
So ist eine „MrBeastFangurl“ nicht etwa ein Fan von Bestien, sondern eine weibliche Followerin des YouTube-Stars „MrBeast“. Um deren „Excitement“ in Schach zu halten, muss man als Creator natürlich auf seinem „Next Level“-Spiel sein und regelmäßig „Overhyped-Content“ abliefern. Gleichzeitig sollte man immer „Real bleiben“ und nicht zu sehr „Faken“. Denn gerade die jüngere Zielgruppe hat ein feines Gespür für „Cringe-Worthy“-Verhalten.
Von Hustle und Hassle im Business-Dschungel
Von der Jugend- und Influencer-Kultur haben zahlreiche moderne Anglizismen auch Einzug in die Businesswelt gefunden. Denn gerade im Startup-Umfeld und unter Corporates ist die Scheu vor dem Gebrauch englischer Begriffe oftmals gering.
Dort heißt es dann: Mit „Stakeholdern“ ständig im „Loop“ zu bleiben, zählt zum Business-Alltag. Um den permanenten „Hassle“ und „Hustles“ Herr zu werden, braucht es eine ordentliche Portion „Ownership“ und absolutem „Commitment to the Grind“. Denn schließlich steht für jedes renommierte Unternehmen viel „Reputation“ auf dem Spiel, das „Image“ zu wahren.
Anglizismen sind Ausdruck einer globalen Kultur
Ob nun aus der Gaming-, Influencer- oder Business-Welt – die modernen Anglizismen, die unaufhaltsam in unsere Sprache Einzug halten, sind viel mehr als nur Modewörter. Sie sind der sprachliche Ausdruck einer globalen, eng vernetzten Jugend- und Erlebnis-Kultur, die mit Leichtigkeit Ländergrenzen überschreitet.
Für manche mögen die englischen Begriffe eine Belastung für das gute, alte Deutsch sein. Für andere jedoch sind sie Ausdruck von Modernität, Aufgeschlossenheit und Weltgewandtheit.
Wie so vieles im Leben liegt auch bei den Anglizismen die Wahrheit irgendwo in der Mitte: Sie sind letztlich ein platzsparendes Mittel der geschriebenen und gesprochenen Sprache. Eine Ausdrucksform, die es uns ermöglicht, neue Konzepte und Ideen schneller zu kommunizieren und global zu verbreiten.
Letztlich kommt es nicht auf die Herkunft der Wörter an, sondern auf ihren Zweck und Inhalt. Genauso wichtig ist jedoch der Respekt und die Offenheit für andere Kulturen. Denn nur, indem wir deren Sprache, Begriffe und Ausdrücke annehmen und integrieren, bleiben wir als Gesellschaft aufgeschlossen und weltoffen.