Die verschiedenen Arten von Spanisch: Die vielen Facetten einer Weltsprache

Als gebürtige Argentinierin, die jahrelang in Spanien gelebt hat, kenne ich die kleinen und großen Unterschiede zwischen den spanischen „Dialekten“ aus erster Hand. Oft musste ich schmunzeln, wenn die Kastilier die Nase über unsere rioplatense Variante gerümpft haben. Und wenn ich in Buenos Aires jemanden mit dem kastilischen Akzent gehört habe, dachte ich erst, der macht sich über uns lustig.

Die Wahrheit ist: Spanisch ist längst keine einheitliche Sprache mehr. Überall, wo es gesprochen wird, hat es im Laufe der Jahrhunderte einen ganz eigenen Klang und Ausdruck angenommen. Selbst innerhalb eines Landes gibt es oft noch mal regionale Akzente und Dialekte. Ich finde: Diese unglaubliche Vielfalt macht das Spanische erst so lebendig und spannend!

Fangen wir mit der Ursprungsregion an, der die berühmte „Reina del castellano“ aus Madrid ihren Status verdankt. Das dort gesprochene Castellano ist zwar Vorbild für die offizielle Standardsprache, trotzdem unterscheidet es sich gehörig vom gebräuchlichen Spanisch der meisten Länder.

Allein die Aussprache der Buchstaben „c“ und „z“ vor „e“ und „i“ als „th“-Laut würde in Lateinamerika Stirnrunzeln hervorrufen. Und auch der starke Gebrauch des „voseo“ in der Anrede ist eher die Ausnahme als die Regel. Insgesamt klingt das Castellano sehr klar, formell und für viele Ohren direkt ein wenig hochnäsig.

Ganz anders geht es da in meiner argentinischen Heimat zu! Unser Rioplatense ist alles andere als formell und föderal. Der übertrieben betonte Zischlaut, der ständige Gebrauch von Schimpfwörtern und das allgegenwärtige „vos“ in der Anrede machen den Dialekt für Außenstehende fast schon ein bisschen angriffslustig.

Doch keine Sorge, wir sind wirklich freundliche Menschen! Es ist eben einfach unser direkter, aus der Hüfte geschossener Stil. Mit Face-to-Face-Kommunikation nehmen wir es nicht so genau. Als ich das erste Mal in Spanien war, haben mich die Leute ständig gefragt, ob ich sauer auf sie bin…

Überhaupt tummeln sich in Lateinamerika die unterschiedlichsten Spanischarten. In der Karibik wie Kuba, Puerto Rico und Co. dominiert ein sehr melodischer, fast singender Tonfall. Das liegt wahrscheinlich an den vielen französischen und englischen Einflüssen aus der Kolonialzeit. Wörter werden oft abgekürzt oder verschluckt, das ganze klingt sehr locker und lässig.

Deutlich formeller und „neutraler“ geht es in Ländern wie Mexiko, Kolumbien und Venezuela zu. Diese Variante des Lateinamerika-Spanisch ist quasi der Gegenpol zum kastilischen Standard und gleichzeitig am leichtesten verständlich für alle Muttersprachler. Sie wird oft für Übersetzungen, im Fernsehen und in der Wirtschaft genutzt.

Es gibt noch zig andere Abwandlungen und regionale Akzente, in denen sich teilweise die Einflüsse der indigenen Ureinwohner widerspiegeln. Sogar innerhalb eines Landes kann es große Unterschiede von Stadt zu Stadt oder von Dorf zu Dorf geben. Mein Opa vom Land bei Buenos Aires hat einen so derben, bäuerlichen Slang gesprochen, dass ich als Kind manchmal gar nichts verstanden habe!

Letztlich spiegelt diese Sprachvielfalt einfach die bunte hispanische Kultur in all ihren lokalen Schattierungen und Traditionen wider. Statt die Unterschiede als Barrieren zu sehen, sollten wir sie als großen kulturellen Reichtum wertschätzen. Denn ob Argentinier oder Andalusier, Mexikaner oder Mallorquiner – am Ende verstehen wir uns, wenn wir nur genau hinhören. Das Spanische ist eben genauso facettenreich und farbenfroh wie die riesige hispanische Welt selbst.

Von Sprachexperten für Sprachexperten: Unser Spanisch-Übersetzungsservice

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